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Mit pragmatischem Ansatz Zukunftstechnologie erschliessen

ChatGPT, Claude AI, Perplexity, Google Gemini oder YouChat... Internet-Tools, die auf künstlicher Intelligenz basieren, sind in aller Munde. Eine neue Ära der Informationstechnologie werde damit eingeläutet – heisst es vielerorts euphorisch. Angesichts der Tatsache, dass die Tools meist Cloud-basiert sind, stellt sich für Finanzdienstleister allerdings die nüchterne Frage, ob und wie sie diese Möglichkeiten überhaupt nutzen können.

 

Martin Mäder
Head Business Management & Projects,                                       
LGT Bank (Schweiz) AG

 

Im November 2022 veröffentlichte OpenAI den auf künstlicher Intelligenz basierenden Chatbot ChatGPT. Das Neue an diesem und ähnlichen Tools ist, dass sie auf Basis der bereitgestellten Informationen gezielt neue Inhalte erstellen. Deshalb kursiert dafür häufig der Begriff «Generative Artificial Intelligence» - kurz GenAI.

Die Ergebnisse waren von Anfang an überraschend gut - und werden seitdem immer besser. Und so wird GenAI im Vergleich zu vielen anderen IT-Themen in der Gesellschaft viel breiter und kontroverser diskutiert. Das liegt auch daran, dass die Technologie sehr breit eingesetzt werden kann – zur Analyse grosser Datenmengen ebenso wie zur Erstellung von Bildern. Wer erinnert sich nicht an das mit GenAI erstellte Bild des Papstes im dicken Daunenmantel?

 

Chancen und Risiken

Doch bei aller Euphorie sollte man sich bewusst sein, dass diese Technologie auch Risiken birgt: Denn wer all die mächtigen Werkzeuge nutzen will, die im Internet kostenlos oder gegen geringe Gebühren angeboten werden, muss sich bewusst sein, dass alle dort eingegebenen Informationen öffentlich werden können. Vor allem grosse Unternehmen haben darauf reagiert und leisten sich eine eigene Infrastruktur, um die neuen Technologien in einer sicheren Umgebung nutzen zu können. Für kleinere Unternehmen ist dieser Aufwand zu gross, sodass sich für diese die Frage stellt, wie sie GenAI nutzen können, ohne den Schutz sensibler Daten zu vernachlässigen.

Tatsächlich können auch Vermögensverwalter schon heute wertvolle Erfahrungen mit GenAI sammeln und von dieser Technologie profitieren. Wichtig dabei: Für die Arbeit mit den cloudbasierten GenAI-Tools sollten nur unpersonalisierte Daten verwendet werden.

Mit Blick auf das breite Tätigkeitsfeld von Vermögensverwaltern sind beispielsweise folgende Anwendungsfälle denkbar:

Research-Berichte von Banken können mit GenAI innerhalb kürzester Zeit systematisch und zielgerichtet analysiert werden. Untersuchen Sie beispielsweise, in welchen Punkten sich mehrere Berichte zu einem Thema voneinander unterscheiden, oder lassen Sie sich die Insights eines Berichts in Sekundenschnelle kompakt zusammenfassen. All das ist mit dem richtigen Prompt, also einer gezielt formulierten Arbeitsanweisung für das KI-Tool, einfach möglich.

Das spart viel Zeit, die zum Beispiel für die Analyse zusätzlicher Quellen genutzt werden kann. Es lässt sich also zusätzliches Wissen einfach erschliessen, um Investment-Entscheidungen noch besser mit Fakten abzustützen. Sie können sogar noch einen Schritt weiter gehen: Lassen Sie zum Beispiel ein unpersonalisiertes Musterportfolio von einem dieser Tools analysieren. Es ist immer wieder erstaunlich, wie gut die neuen Tools auch solche komplexeren Aufgaben bewältigen.

Wer die künstliche Intelligenz erst einmal mit einer kleineren Aufgabe betrauen möchte, kann sie zum Beispiel als Unterstützung bei unpersonalisierten Marketing- und Kommunikationsmassnahmen einsetzen. Sie helfen bei der Ideenfindung oder der Optimierung bestehender Formulierungen und Texte ebenso wie bei der Rechtschreibung.

Es gibt also ein weites Feld, in dem Vermögensverwalter Erfahrungen mit GenAI sammeln können. Die Beschäftigung mit dieser Technologie hat neben der Unterstützung der Arbeit noch einen weiteren Effekt: Sie hilft zu verstehen, wie diese Technologien «denken». Beispielsweise neigen die Systeme zu Halluzinationen, wenn die Datenbasis zu dünn ist. Daher ist bei der Arbeit mit diesen Werkzeugen immer auch der gesunde Menschenverstand gefragt, der hilft, die Plausibilität der gelieferten Ergebnisse zu beurteilen.

Wer bereits erste Erfahrungen mit den frei verfügbaren Tools gemacht hat, ist für den nächsten Schritt sicherlich gut gerüstet: Suchen Sie das Gespräch mit Ihren Software-Providern. Denn seit der Veröffentlichung von ChatGPT hat auch in dieser Branche die Diskussion um den Einsatz von GenAI an Fahrt aufgenommen. Wer diese Technologie frühzeitig in seine Produkte integriert, hat einen Wettbewerbsvorteil. Sowohl Ihre Software-Anbieter als auch deren Mitbewerber sollten Ihnen einen konkreten Ausblick geben können, in welchen Bereichen und möglicherweise auch in welchen Anwendungen GenAI eingesetzt werden kann bzw. geplant ist.

 

Was macht die LGT?

Die LGT hat sich früh entschieden, in eine eigene, sichere Lösung für GenAI zu investieren. Das Ergebnis ist Lumen, ein Chatbot, der seit einigen Monaten im Einsatz ist. Er basiert auf der Technologie von ChatGPT, läuft aber in einer sicheren Umgebung, ohne dass Informationen ins Internet gelangen können. Lumen wird bereits von vielen Mitarbeitenden regelmässig genutzt - so auch im Vermögensverwalter-Team: «Es ist wirklich faszinierend, wie schnell wir Lumen in unseren Arbeitsalltag integriert haben», schildert Michel Yigit, Market Head Vermögensverwalter Schweiz, seine ersten Eindrücke und betont: «Das KI-gestützte Tool wird von uns in den verschiedensten Bereichen eingesetzt, oft lassen sich Routineaufgaben damit effizienter erledigen. Besonders beeindruckende Resultate liefert es aber bei der Analyse von grossen Datenmengen. All das macht Lumen für uns zu einem Gamechanger».

Wie bereits erwähnt, ist Lumen nur innerhalb der LGT verfügbar. Wir sind aber grundsätzlich offen, unseren Kundinnen und Kunden unter den Vermögensverwaltern die Möglichkeit zu geben, einzelne Aufträge mit sensitiven Daten testweise über Lumen abwickeln zu lassen, um zusätzliche Eindrücke der Möglichkeiten von GenAI aufzeigen zu können. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an Ihren Relationship Manager. Auch darüber hinaus sind wir offen für Ihren Input zum Thema GenAI.

 

 

Biografie

Martin Mäder ist Head Business Management & Projects bei der LGT für das Intermediärgeschäft in der Schweiz und in Liechtenstein. Seit über 25 Jahren arbeitet er im Banking im Geschäft mit Vermögensverwaltern, insbesondere in leitenden Positionen in den Bereichen Organisationsentwicklung und Projektmanagement. Bei der LGT ist er seit 2018.