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Wie können externe Vermögensverwalter weiterhin unternehmerisch tätig sein?

Strengere Vorschriften, ein sich verändernder Kundenkreis, technologische Innovationen und komplexe Finanzmärkte stellen die externen Vermögensverwalter (EAMs) vor immer grössere Herausforderungen. Auch wenn die Stärke der EAMs in ihrer Unabhängigkeit liegt, bedeutet dies nicht, dass sie im Alleingang handeln müssen – ganz im Gegenteil. Die Zusammenarbeit mit starken Partnern kann ihnen helfen, ihre unternehmerische Freiheit zu bewahren.

 

Von Laurent Pellet
Partner Lombard Odier Group, and Head of External Asset Managers

 

"Die Zeiten, in denen eine Bankerin oder ein Banker am Dienstag die Bank verlassen und am Mittwoch ein externes Vermögensverwaltungsgeschäft eröffnen konnte, sind vorbei." Daran erinnerte uns Philipp Fischer, Gründungspartner der Oberson Abels SA in Genf, kürzlich an einer Veranstaltung mit Lombard Odier. Es ist eine Untertreibung zu sagen, dass der Beruf in den letzten Jahren erheblich komplexer geworden ist. Nach wie vor sind jedoch die EAMs eine der Säulen des Schweizer Finanzplatzes und ein unbestreitbarer Vorteil für unseren Sektor, den es zu bewahren gilt.

Aber wie können wir das Unternehmertum der EAMs fördern? Angesichts der Tatsache, dass zwischen dem Ausscheiden eines Kundenberarters aus einer Bank und der Aufnahme einer Tätigkeit bei einer bestehenden externen Vermögensverwaltungsgesellschaft oder der Gründung eines eigenen Unternehmens oft mehrere Monate liegen, ist dieser Weg immer schwieriger zu beschreiten.

Darüber hinaus erwartet Philipp Fischer, dass die Konsolidierung der EAMs in den kommenden Monaten zunehmen wird, sowohl im Hinblick auf Unternehmenszusammenschlüsse als auch auf die Einführung von Shared-Service-Plattformen. Diese Fusionen, die lange marginal waren, werden es nun den EAMs ermöglichen, weiterhin neue Unternehmensprojekte zu starten, ihre Kunden besser zu betreuen, ihre Leistung zu optimieren und sich auf die Zukunft ihres Unternehmens oder sogar auf dessen Nachfolge vorzubereiten.

 

Konzentration auf das Kerngeschäft durch starke Partner

Fusionen und Übernahmen sind jedoch nicht die einzigen Optionen. Starke Partner, auf die EAMs zählen können, um sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren, sind ein unbestreitbarer Vorteil. Abgesehen von der viel diskutierten regulatorischen Agenda haben die WealthBriefing Swiss External Asset Management Awards in Zürich kürzlich gezeigt, wie sehr EAMs nach starken Partnern suchen – insbesondere nach zwei Jahren globaler Pandemie und zu einem Zeitpunkt, in dem sich die geopolitische Landschaft dramatisch verändert hat, und zwar mit erheblichen Folgen für die Finanzmärkte.

Seit mehr als 30 Jahren sind die Dienstleistungen für externe Vermögensverwalter eine wichtige und strategische Aktivität von Lombard Odier. Heute arbeiten mehr als 70 Mitarbeitende für EAMs und Multi-Family Offices. Wir sind der Meinung, dass Vermögensverwalter ihre Unabhängigkeit und unternehmerische Freiheit bewahren müssen – aber sie sollten nicht alleine arbeiten. Als Partner beschränken wir uns nicht auf eine einzige Dienstleistung, sondern bieten eine Reihe von massgeschneiderten Lösungen an, damit sich die EAMs auf ihre Kundenbeziehungen und die Vermögensverwaltung konzentrieren können.

 

Den Wandel unterstützen

EAMs wollen sich auf die starke Bilanz einer Bank verlassen können. Dies gilt insbesondere in Zeiten von Turbulenzen oder Paradigmenwechseln, wie sie derzeit die Anforderungen des Bundesgesetzes über Finanzdienstleistungen (FIDLEG) und Finanzinstitute (FINIG) auslösen.

Diese neue Regulierungslandschaft ist für viele Unternehmen ein entscheidender Faktor, der sie dazu zwingt, sich zu spezialisieren und mit anderen Organisationen zusammenzuarbeiten, um die Kosten zu senken. Zur Erinnerung: EAMs und Treuhänder müssen bis Ende 2022 bei der FINMA eine Bewilligung beantragen.

Die Finanzmarktaufsicht FINMA hat argumentiert, dass die Vorschriften den Sektor langfristig in gewissem Umfang sogar stärken dürften. Die Aussicht auf neue Gesetze hat den Status der EAMs als eigenständige Branche unterstrichen. Mehr als 2.000 EAMs und mehrere hundert Treuhänder werden sich nach den neuen Regeln deklarieren. Auch wenn es auf dem Weg zur eigenständigen Branche sicherlich Hindernisse geben wird, unterstützen wir unsere Kundinnen und Kunden sowie unsere Partner in dieser Übergangsphase; sie ist für die Zukunft ihrer Unternehmen entscheidend.

 

Vorbereitung auf die Zukunft und Digitalisierung der Prozesse

Über die rein rechtlichen Aspekte hinaus benötigen EAMs oftmals Unterstützung bei der Anpassung an die Digitalisierung der Arbeitsabläufe. Dies erlaubt ihnen eine effektive Verwaltung der verschiedenen Anlagen, Kundenberichterstattungen und der Compliance-Aspekte – sowie die Auslagerung unwesentlicher Funktionen, um ihre Fachkenntnisse optimal zu nutzen. Auch hier helfen ihnen erfahrene Partner, ihre Ziele zu erreichen.

"Jeder EAM muss sich überlegen, welches Geschäftsmodell er aufbauen möchte, um die Beständigkeit seiner Tätigkeit zu gewährleisten", so Fischer. Im Hinblick auf die Digitalisierung benötigen wir zunehmend neue Lösungen, um ein effizientes Kunden-Onboarding, Reporting, Risikomanagement, Überwachung der Angemessenheit von Investitionen und anderer Funktionen zu gewährleisten. Dies sind alles Bereiche, in die wir ständig investieren – dank unserer seit mehr als 30 Jahren entwickelten Bankplattform und unserer strategischen Partnerschaften mit Fintechs.

 

Biographie

Laurent Pellet kam im Juni 2017 zu Lombard Odier und übernahm 2018 die Verantwortung für die Abteilung External Asset Managers der Gruppe.

Er begann seine berufliche Laufbahn bei Ferrier Lullin, wo er mehr als 15 Jahre lang verschiedene Positionen innehatte, unter anderem als Leiter von Kredit und Risiko und ab 1997 als Leiter der Abteilung Externe Vermögensverwalter. Im Jahr 2006 wechselte er zu Julius Bär, wo er das Geschäft mit externen Vermögensverwaltern für die Westschweiz und Westeuropa leitete. Im Jahr 2012 wurde sein Verantwortungsbereich auf Monaco und den Nahen Osten ausgeweitet.

Laurent Pellet verfügt über eine eidgenössische Matura der Ecole Supérieure de Commerce de Genève. Er hat einen Abschluss in Kredit- und Risikomanagement von der Universität Genf und in quantitativem Portfoliomanagement von der Genfer HEC. Er besitzt zudem das "International Certificate of Private Banking and Wealth Management Retreat" des Swiss Finance Institute und ist zertifizierter Vermögensverwaltungsberater (CWMA).