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Unsere Strategie für Schweizer Aktien bis 2024: positive Aussichten, aber Selektivität bleibt entscheidend

Wir bleiben konstruktiv für den Schweizer Aktienmarkt bis 2024. Schweizer Aktien dürften von Zinssenkungen, einem sich stabilisierenden Franken und einer erwarteten Erholung der Aktien aus den Bereichen Gesundheit und Basiskonsumgüter profitieren. Der Schweizer Markt sollte aufgrund der komparativen Vorteile der Schweizer Unternehmen wieder zu seiner langfristigen Outperformance zurückkehren können. Es empfiehlt sich jedoch, Aktien mithilfe eines robusten Auswahlprozesses auszuwählen.

 

Nicolas Bickel
Group Head of Investment Private Banking, Banque Edmond de Rothschild
Hervé Prettre
Head of Equities & Fixed Income Research, Banque Edmond de Rothschild

 

Wie lautet die Einschätzung von Edmond de Rothschild für das Jahr 2024? 

Nach einem schwierigen Jahr 2022 normalisierte sich der Aktienmarkt im Jahr 2023, angetrieben von Technologiewerten, während der Rest des Marktes nur moderate Renditen bot. Dies erklärt auch die mäßige Performance der Schweiz, da ihr Index nur wenige Technologietitel enthält. Die Rahmenbedingungen zu Beginn des Jahres 2024 dürften für die Aktienmärkte relativ günstig sein. Das globale Wachstum wird voraussichtlich positiv bleiben, was der erste Motor für Aktien ist. Nach einem Zinshoch tendieren Aktien dazu, positive Renditen zu erzielen. Dies wurde in großen Regionen, einschließlich der Schweiz, bestätigt. Europäische und Schweizer Aktien sind in Bezug auf die Bewertung niedrig bewertet. Kurzfristig wirkt sich die Saisonalität weiterhin zugunsten des Aktienbesitzes aus, wie durch die monatlichen Renditen seit 1990 verifiziert wird. Gemäß dem Sprichwort: 'Sell in May and go away' sollte man bis Mai in Aktien investiert bleiben.

 

Was sind die Stärken der Schweizer Wirtschaft?

Schweizer Unternehmen haben sich in der Vergangenheit als sehr widerstandsfähig gegenüber verschiedenen Schocks erwiesen. Dies war insbesondere 2008 bei der Subprime-Krise, 2015 beim plötzlichen Ende der kontrollierten Parität CHF/EUR bei 1,20 und 2020-21 bei der Pandemie der Fall. Trotz dieser Schocks hat die Schweizer Wirtschaft immer ihr Wachstum beibehalten und ihre europäischen Kollegen übertroffen. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) erwartet für 2024 ein BIP-Wachstum von 1,5%, was über dem europäischen (+0,5%) und dem deutschen (+0,3%) Wachstum liegt und dem US-Wachstum nahekommt.

Wir gehen davon aus, dass sich der Schweizer Franken aufgrund der negativen Auswirkungen auf die Unternehmen stabilisieren oder sogar abschwächen wird. Eine erfolgreiche Inflationskontrolle könnte die SNB in die Lage versetzen, die Leitzinsen zu senken. Diese beiden Elemente bilden einen günstigen finanziellen Hintergrund für Schweizer Aktien.

 

Haben sich Schweizer Aktien im Jahr 2023 wirklich unterdurchschnittlich entwickelt?

Im Jahr 2023 schnitt der Schweizer Aktienindex SMI in Lokalwährung schlechter ab als die anderen wichtigen Aktienindizes der Industrieländer. Allerdings entsprach die Performance des Schweizer Marktes eher der des Stoxx Europe 600 in Franken. Zudem erklären nur vier Unternehmen - Nestlé, Roche, CS und Lonza - die Underperformance von 2023. 80% der SMI-Unternehmen schnitten 2023 besser ab als ihr sektoraler Referenzindex, was die Bedeutung der Titelauswahl für den Schweizer Markt unterstreicht.

 

Warum schneiden Schweizer Aktien langfristig besser ab?

Der Schweizer Markt weist langfristig einen strukturellen Trend zur Outperformance auf: Der SMI übertrifft seit 2002 den MSCI World in CHF. Dies hängt unter anderem mit entscheidenden Vorteilen zusammen: einer hohen Sensitivität gegenüber der globalen Wirtschaft, einer Polarisierung auf Produkte mit hoher Wertschöpfung, der Fähigkeit, das Produktsortiment zu erweitern und Innovationen voranzutreiben, historisch niedrigeren Zinssätzen als in anderen Ländern, einer stabilen politischen, steuerlichen und rechtlichen Situation, einer niedrigen Unternehmenssteuer sowie einer Produktivität, die zu den besten der Welt gehört, und einer überlegenen Unternehmensführung. Diese Vorteile ermöglichen es Schweizer Unternehmen langfristig, die Stärke des Frankens auszugleichen. Der starke Franken hat zwar kurzfristig Auswirkungen, spielt aber letztendlich nur eine marginale Rolle für die Gewinne der SMI-Mitglieder, abgesehen von einer begrenzten Anzahl von Unternehmen.

 

Warum könnten Schweizer Aktien im Jahr 2024 eine überdurchschnittliche Wertentwicklung aufweisen?

Wir gehen davon aus, dass sie besser abschneiden werden als ihre Pendants. Dies ist vor allem auf die erwartete Erholung der Sektoren Gesundheit und Grundstoffe zurückzuführen, die im SMI überrepräsentiert sind (57% des Index). Das Jahr 2023 war für den Gesundheitssektor enttäuschend. Die FDA erteilte nur wenige Zulassungen, mehrere Medikamente scheiterten oder wurden verschoben und die Kosten für Forschung und Entwicklung waren hoch.  Der Gesundheitssektor dürfte sich 2024 als defensiver Sektor in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs besser entwickeln. Dies liegt an attraktiveren Bewertungen und einer potenziellen Zunahme der FDA-Zulassungen. Längerfristig könnte KI erheblich dazu beitragen, Forschungs- und Entwicklungskosten zu senken. Sinkende Rohstoffpreise und die für 2024 erwartete Deflation könnten dem Sektor helfen, seine Umsatz- und Margendynamik wiederherzustellen, nachdem das Jahr 2023 durch den Kaufkraftverlust der Verbraucher und die neue Konkurrenz durch Handelsmarken geprägt war. Darüber hinaus ist der Markt angemessen bewertet und könnte von einem schwächeren Schweizer Franken und wahrscheinlichen Zinssenkungen der SNB profitieren.

 

Was soll man wählen?

Wir empfehlen, selektiv vorzugehen, da die Renditen verschiedener Unternehmensaktien stark voneinander abweichen können, wie im Jahr 2023 veranschaulicht wurde. Ein robuster Auswahlprozess ist erforderlich. Edmond de Rothschild hat ein Modell für die Titelauswahl entwickelt, das auf fünf Exzellenzkriterien (unseren 5 EK) beruht. Diese umfassen insbesondere die Analyse der Markenstärke, der Qualität des Managements und der Bilanzstärke. Diese Auswahl gilt für alle Branchen und hat langfristig eine konstante Outperformance gegenüber dem Referenzindex gezeigt.

 

 

Biografien

Nicolas Bickel, Group Head of Investment Private Banking verfügt über 20 Jahre Markterfahrung, insbesondere in den Bereichen Beratung und Anlagen. Er ist seit 12 Jahren bei Edmond de Rothschild und war zuvor Leiter des internationalen Advisory-Teams. Nicolas besitzt ein CFA und hat einen BBA in Wirtschaftswissenschaften von der Haute Ecole de Gestion in Genf.

Hervé Prettre ist Head of Equities & Fixed Income Research seit 2020 bei Edmond de Rothschild Genf. Vor seinem Wechsel zu EdR war er bei der Credit Suisse in Genf für die Beratung von Drittverwaltern in der Westschweiz zuständig. Zuvor leitete er das thematische Research bei der Credit Suisse in Zürich. Er hat einen Masterabschluss der Ecole Supérieure de Commerce de Paris (ESCP Europe).