Inhalt

Nachhaltiges Investieren: Die Kombination von Daten und menschlicher Expertise bietet viele Vorteile

Externe Vermögensverwalter haben die Möglichkeit, Kunden bei der Anlage in nachhaltige Themen zu unterstützen, die diesen am Herzen liegen. Und während ESG-Investmentrahmen Modelle anwenden, die sich auf grosse Datenmengen stützen, hat die Kombination von Daten und menschlichem Fachwissen eine Vielzahl von Vorteilen, darunter die Verringerung der Gesamtkomplexität – so können nachhaltige Anlagethemen auf das abgestimmt werden, was den Kunden am wichtigsten ist.

 

Von Nic Dreckmann
Chief Operating Officer & Head Intermediaries, Bank Julius Bär                 

 

Einer der unumstösslichen Trends ist die Absicht der Anleger, nachhaltig zu handeln. Auch wenn sich die Regulierungen und Definitionen von nachhaltigem Anlegen weltweit ständig ändern, erachten viele Anleger, darunter in erster Linie die Wohlhabenden und Jungen, die Nachhaltigkeit als zentrales Kriterium. Sie bilden nicht nur die Hauptkunden der Finanzintermediäre, sondern sind auch für das zukünftige Wachstum von zentraler Bedeutung. 

Je nach den Grundsätzen, Werten und Interessen der Kunden wird unter nachhaltigem Anlegen jedoch etwas anderes verstanden. Zudem sind ESG-Ratings und -Daten aus mehreren Gründen nicht unumstritten. Erstens handelt es sich bei ESG um ein sehr breit gefächertes Thema, das sehr unterschiedliche Aspekte umfasst, wobei sich manche Kunden auf ein bestimmtes Thema konzentrieren. Zweitens wird bei den meisten ESG-Ratings hauptsächlich ermittelt, ob ESG-Aspekte ein Risiko für ein Unternehmen darstellen, während einige Kunden darauf abzielen, auf eine Weise zu investieren, die positive Auswirkungen auf die Welt hat. Zusammengefasst stehen sich somit zwei Sichtweisen gegenüber: das «Wie» (aktuelle ESG-Ratings) und das «Was» (was Kunden von den ESG-Ratings erwarten). 

Für beide Aspekte sind ESG-Ratings oft nicht klar oder präzise genug. Der persönliche Kontakt mit einem Kundenberater und Experten kann den Kunden helfen, ihre Investitionen mit ihren Werten und Zielen in Einklang zu bringen. 

 

Die menschliche Note bei nachhaltigen Investitionen 

Die Abstimmung der ESG-Präferenzen der Kunden auf spezifische Anlagen ist zweifellos von zentraler Bedeutung, und nach unserer Erfahrung bei Julius Bär lässt sich dies am besten durch eine Kombination aus umfangreicher Datenanalyse und menschlichem Fachwissen erreichen. Wir haben vor 16 Jahren damit begonnen, Nachhaltigkeit in unser Geschäft zu integrieren. Seitdem hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, Datenmodellierung mit einem menschlichen Ansatz zu verbinden, um diese Daten sinnvoll zu nutzen. Wir bezeichnen diesen kombinierten Ansatz als «über die künstliche Intelligenz hinausgehend». 

Weshalb funktioniert diese Kombination im Bereich von nachhaltigem Anlegen so gut? Grösstenteils deshalb, weil sich ESG-Daten von herkömmlichen Finanzdaten unterscheiden. Es handelt sich dabei nicht um rein quantitative Daten, sondern sie beinhalten auch subjektive Komponenten, die einer sorgfältigen Prüfung bedürfen. Anbieter von ESG-Daten beziehen ihre Informationen aus verschiedenen Quellen, wie Unternehmensfragebögen und -angaben, Zusammenarbeit mit den Unternehmen und Branchenanalysen, wobei sie in Bezug auf die ESG-Ratings keinen einheitlichen Ansatz verfolgen. Jeder Anbieter verwendet seine eigenen Techniken zur Bewertung von Unternehmen, was dazu führt, dass die Daten für die Nutzer wenig transparent sind. 

 

Daten anreichern, Komplexität reduzieren 

Im Idealfall sollten sich die ESG-Investitionsrahmen nicht auf Standardmodelle verlassen, die lediglich auf grossen Datenmengen beruhen. Diese Modelle sollten auch von internen Research-Teams ergänzt und angereichert werden. Werden ESG-Daten auf diese Weise sorgfältig beurteilt und ergänzt, reduziert sich die Komplexität und es können Ergebnisse und Empfehlungen erreicht werden, auf die man guten Gewissens vertrauen kann. Wichtig ist dabei, dass Unternehmen mit ESG-Themen in Verbindung gebracht werden können, die sich auf gemeinsame Kundeninteressen beziehen, wodurch Investitionen greifbarer werden und die Emotionen der Kunden angesprochen werden.  

Bei Julius Bär haben wir eine Scoring-Methode entwickelt, die auf Themen mit Bezug zu den wichtigsten Anliegen von Kunden wie Klima, Naturkapital oder Humankapital basiert. Die Scores ermöglichen es uns erstens, die Leistung von Unternehmen in Bezug auf ESG-Themen auf einfache und verständliche Weise zu bewerten und zusammenzufassen. Zweitens tragen sie dazu bei, die Instrumente auf die individuellen ESG-Präferenzen abzustimmen. 

Da nachhaltiges Anlegen immer komplexer wird, ist es wichtig, anhand des Scoring-Prozesses jene nachhaltigen Anlagen zu finden, die den Kundenpräferenzen entsprechen. In einem ersten Schritt können Finanzintermediäre die bestehenden Kundenportfolios analysieren. Wie nachhaltig sind deren Investitionen? Stimmen die Werte und Ziele des Kunden mit den Werten und Zielen der Unternehmen überein, die diese Wertpapiere ausgeben? Wo liegen die Chancen und Risiken? 

 

Ein Blick in die Zukunft 

Julius Bär sieht ESG und nachhaltiges Anlegen als zentrales Thema der kommenden Jahre. Wir gehen davon aus, dass das Interesse der Kunden an Nachhaltigkeitsaspekten bei der Vermögensanlage weiter zunehmen wird. Das dynamische regulatorische Umfeld sowie die Branchenstandards werden ihren Teil dazu beitragen. Sie sorgen zunehmend für die Definition und Verbesserung von Best Practices bei der Offenlegung und Klassifizierung von ESG. Mit einem unterschiedlichen Reifegrad je nach Rechtsprechung führt dies zu besseren ESG-relevanten Informationen und Unternehmensdaten.  

Nachhaltiges Investieren entwickelt sich ständig weiter, und es ist wichtig, dass wir auf diesem Weg bleiben. Lassen Sie uns diesen starken Trend zum Wohle der Allgemeinheit nutzen. 

 

 

Biografie

Nic Dreckmann (1974), lic. oec. publ., FRM ist seit 2004 bei der Bank Julius Bär & Co. AG und seit 2016 als Mitglied der Geschäftsleitung und Chief Operating Officer tätig. Seit 2019 ist er ausserdem für das globale Intermediär-Geschäft der Julius Bär Gruppe AG verantwortlich. Davor war er in verschiedenen internationalen Rollen tätig, u.a. als Leiter mehrerer Post-Merger-Integrationsprojekte, wie z.B. der Eingliederung des internationalen Wealth-Management-Geschäfts der Bank of America Merrill Lynch in die Julius Bär Gruppe. Des Weiteren war er als Chief of Staff für den CEO und den COO tätig. Er leitete mehrere transformative Projekte in Bezug auf das Operating-Modell der Bank und hatte Rollen im Produktmanagement sowie im strategischen und im Business-Development inne. Davor war er als Management Consultant bei Accenture tätig.